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Simone Gredel

Das Mikrobiom: Kleine Bakterien im Darm, große Wirkung!

Das Mikrobiom, eine faszinierende und komplexe Gemeinschaft von Mikroorganismen, die unseren Körper bewohnt, hat in den letzten Jahren erheblich an Aufmerksamkeit gewonnen. Diese unsichtbaren Lebensformen spielen eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

Frau zeigt auf das Mikrobiom in ihren Bauch
Das Mikrobiom

Selbst bei unserem Körpergewicht spielt das Mikrobiom eine Rolle. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Wissenschaft des Mikrobioms ein, um zu verstehen, was es ist, welche Funktionen es erfüllt und wie wir durch Ernährung und Lebensstil unser Mikrobiom positiv beeinflussen können.

Was ist das Mikrobiom?

Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die in und auf unserem Körper leben. Dies umfasst Bakterien, Viren, Pilze und andere Mikroben. Besonders dicht besiedelt ist unser Darm, der allein etwa 100 Billionen Mikroorganismen beherbergt – das sind etwa zehnmal mehr Zellen, als unser Körper selbst besitzt. Zusammengenommen wiegen diese Mikroben etwa 1-2 Kilogramm.


Die Rolle der Bakterien im Mikrobiom


Von allen Mikroorganismen im Mikrobiom nehmen die verschiedene Bakterienarten im Darm eine zentrale Stellung ein. Sie machen den größten Teil des Mikrobioms aus und haben vielfältige und essenzielle Funktionen, die unsere Gesundheit beeinflussen:


Firmicutes und Bacteroidetes:

Firmicutes sind für verschiedene Funktionen im Verdauungssystem entscheidend. Sie spielen eine Rolle bei der Energiegewinnung aus Nahrung und unterstützen die Fettlagerung im Körper. Darüber hinaus können einige Firmicutes-Bakterien auch bei der Zersetzung von komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen helfen, die vom menschlichen Verdauungssystem allein nicht vollständig abgebaut werden können.


Bacteroidetes hingegen sind bekannt für ihre Fähigkeit, komplexe Kohlenhydrate effizient abzubauen und zu verdauen. Sie sind besonders wichtig für die Zersetzung von Ballaststoffen und die Produktion kurzkettiger Fettsäuren, die eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Darms und des gesamten Organismus spielen.


Die relative Häufigkeit von Firmicutes und Bacteroidetes im Darmmikrobiom kann je nach Ernährung, Lebensstil und anderen individuellen Faktoren variieren. Ein Ungleichgewicht zwischen diesen beiden Bakteriengruppen wurde mit verschiedenen Gesundheitszuständen in Verbindung gebracht, darunter Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom und entzündliche Darmerkrankungen.


Laktobazillen und Bifidobakterien:


Diese Gruppen sind häufig in probiotischen Lebensmitteln zu finden und spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Darmgesundheit.


Ihre positive Wirkung auf den Körper beruht auf verschiedenen Mechanismen. Zum einen produzieren sie Enzyme, die helfen, Laktose abzubauen, den Zucker in Milchprodukten. Dies ist besonders wichtig für Menschen, die unter einer Laktoseintoleranz leiden, da sie Schwierigkeiten haben, Laktose zu verdauen.


Darüber hinaus können diese probiotischen Bakterien bestimmte Vitamine produzieren, die für die Gesundheit unerlässlich sind, darunter verschiedene B-Vitamine sowie Vitamin K. Eine ausreichende Versorgung mit diesen Vitaminen ist wichtig für zahlreiche Körperfunktionen, darunter die Blutgerinnung und der Stoffwechsel.


Zudem konkurrieren Laktobazillen und Bifidobakterien mit potenziell schädlichen Bakterien um Nährstoffe und Lebensraum im menschlichen Darm. Durch ihre Präsenz können sie das Wachstum dieser schädlichen Bakterien hemmen und so dazu beitragen, das Gleichgewicht der Darmflora, welches ein empfindliches Ökosystem darstellt,  aufrechtzuerhalten.


Escherichia coli:


Obwohl einige Stämme von Escherichia coli (E. coli) als krankmachende Erreger bekannt sind, sind viele Varianten dieses Bakteriums harmlose Bewohner des Darms, die eine wichtige Rolle bei der Verdauung und der Produktion von lebenswichtigen Vitaminen spielen. Die Unterschiede zwischen den pathogenen und nicht-pathogenen Stämmen von E. coli liegen oft in ihren spezifischen Eigenschaften und Fähigkeiten.


Krankmachende Stämme können beispielsweise bestimmte Toxine produzieren oder spezielle Strukturen besitzen, die ihnen helfen, sich im Körper auszubreiten und Schaden anzurichten. Auf der anderen Seite fehlen diesen pathogenen Stämmen oft die Mechanismen, die für das Überleben im Darmmilieu erforderlich sind, weshalb sie nicht zu den natürlichen Bewohnern des Darms gehören.


Harmlose Stämme von E. coli hingegen haben sich im Laufe der Evolution an das komplexe Ökosystem des Darms angepasst und können dort nützliche Funktionen wie die Zersetzung von Nährstoffen und die Produktion von Vitaminen übernehmen, ohne Krankheiten zu verursachen. 


Akkermansia muciniphila:

Dieses Bakterium hat besondere Aufmerksamkeit erlangt, da es zur Erhaltung der Darmschleimhaut beiträgt und mit einem gesunden Körpergewicht sowie einem niedrigen Risiko für Stoffwechselerkrankungen in Verbindung gebracht wird.


Die Bakterie ist nichts, das Milieu ist alles.“ - Robert Koch

Historische Entwicklung des Wissens über das Mikrobiom

Das Verständnis über die Bedeutung des Mikrobioms hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt:


Frühe Beobachtungen:

Bereits im 19. Jahrhundert wurden erste Zusammenhänge zwischen Mikroorganismen und der menschlichen Gesundheit erkannt. Louis Pasteur und Robert Koch legten die Grundlagen der Mikrobiologie.


20. Jahrhundert:

In den 1960er Jahren begannen Forscher, die Rolle von Darmbakterien bei der Verdauung und Vitaminproduktion genauer zu untersuchen. Die Erkenntnisse über die nützlichen Eigenschaften von Probiotika gewannen an Bedeutung.


21. Jahrhundert:

Mit dem Fortschritt der DNA-Sequenzierungstechnologien begann eine neue Ära der Mikrobiomforschung. Das Human Microbiome Project, das 2008 gestartet wurde, kartierte die mikrobiellen Gemeinschaften des menschlichen Körpers und eröffnete neue Perspektiven auf die Komplexität und Bedeutung des Mikrobioms.


Aktuelle Forschung:

In den letzten zehn Jahren haben sich die Forschungsergebnisse vervielfacht. Wissenschaftler haben die vielfältigen Funktionen des Mikrobioms entdeckt, von der Regulierung des Immunsystems bis hin zur Beeinflussung der mentalen Gesundheit.


Und dennoch ist die Forschung noch lange nicht abgeschlossen. Was bisher bekannt ist, dass das Mikrobiom eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben in unserem Körper erfüllt:


Die Funktionen des Mikrobioms


Verdauung und Nährstoffaufnahme:

Viele Mikroorganismen im Darm helfen bei der Verdauung von Nahrungsmitteln und der Aufnahme von Nährstoffen. Sie produzieren Enzyme, die wir selbst nicht herstellen können, und helfen so, komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe zu zersetzen.


Immunsystem:

Das Mikrobiom spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Regulierung unseres Immunsystems. Es hilft dabei, schädliche Keime abzuwehren und das Immunsystem in einem gesunden Gleichgewicht zu halten.


Synthese von Vitaminen:

Bestimmte Darmbakterien sind in der Lage, Vitamine wie Vitamin K und einige B-Vitamine zu produzieren, die für unsere Gesundheit unerlässlich sind.

Schutz vor Krankheitserregern: Durch die Besiedlung von Oberflächen im Darm und auf der Haut konkurrieren nützliche Mikroben mit pathogenen Keimen und verhindern deren Vermehrung.


Die Bedeutung der Diversität

Eine hohe Diversität des Mikrobioms ist ein Kennzeichen von Gesundheit. Studien zeigen, dass ein vielfältiges Mikrobiom mit einem niedrigeren Risiko für zahlreiche chronische Krankheiten verbunden ist, darunter Diabetes, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar einige Krebsarten. Eine einseitige oder ungesunde Ernährung, Antibiotika und ein stressreicher Lebensstil können die Diversität des Mikrobioms verringern und zu Dysbiosen führen, die mit verschiedenen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden.


Genetische Einflüsse auf das Mikrobiom

Die Zusammensetzung des Mikrobioms wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, einschließlich genetischer Faktoren:


Vererbung:

Studien an Zwillingen haben gezeigt, dass bestimmte Bakterienstämme im Mikrobiom vererbt werden können. Monozygotische Zwillinge (eineiige Zwillinge) haben tendenziell ein ähnlicheres Mikrobiom als dizygotische Zwillinge (zweieiige Zwillinge), was auf genetische Einflüsse hinweist.


Genetische Prädisposition:

Unsere Gene können beeinflussen, welche Arten von Bakterien in unserem Darm gedeihen. Beispielsweise können genetische Varianten die Produktion von Schleim im Darm oder die Immunantwort auf Bakterien beeinflussen, was wiederum die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflusst.


Geburtsweg:

Der Geburtsweg (vaginale Geburt vs. Kaiserschnitt) hat einen erheblichen Einfluss auf die initiale Besiedlung des Mikrobioms beim Neugeborenen. Babys, die vaginal geboren werden, erhalten die ersten Bakterien der Mutter, bereits bei der Geburt. Während bei Kaiserschnittbabys andere Umweltfaktoren eine größere Rolle spielen.


Unsere Ernährung hat einen direkten und erheblichen Einfluss auf die Zusammensetzung und Funktion unseres Mikrobioms. Hier einige wichtige Ernährungsfaktoren:



Einfluss der Ernährung auf das Mikrobiom


Ballaststoffe:

Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert das Wachstum gesunder Darmbakterien. Ballaststoffe werden von Darmbakterien in kurzkettige Fettsäuren umgewandelt, die entzündungshemmend wirken und die Darmbarriere stärken.


Probiotika und Präbiotika:

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Sauerkraut und Kefir vorkommen. Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die das Wachstum probiotischer Bakterien fördern. Sie finden sich in Lebensmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch und Bananen.


Vielseitige Ernährung:

Eine abwechslungsreiche Ernährung, die viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten, Vollkornprodukte und gesunde Fette umfasst, unterstützt eine reiche Mikrobiom-Diversität.


Neue Erkenntnisse und Forschung

Die Forschung zum Mikrobiom ist ein schnell wachsendes Feld. Zu den spannendsten aktuellen Entwicklungen gehören:


Personalisierte Ernährung:

Basierend auf der Analyse des individuellen Mikrobioms könnten zukünftig maßgeschneiderte Ernährungspläne entwickelt werden, um die Gesundheit zu optimieren.


Mikrobiom-Transplantationen

Auch bekannt als Fäkaltransplantationen, werden bereits erfolgreich zur Behandlung von Clostridium-difficile-Infektionen eingesetzt. Forscher untersuchen nun das Potenzial dieser Therapie bei anderen Erkrankungen.


Mikrobiom und Psyche:

Die sogenannte Darm-Hirn-Achse rückt immer mehr ins Blickfeld. Es gibt Hinweise darauf, dass das Mikrobiom unser Gehirn und unsere Stimmung beeinflusst und möglicherweise eine Rolle bei psychischen Erkrankungen spielt.

Was bieten Mikrobiom-Tests?


Was bieten Mikrobiom-Tests?

Mikrobiom-Tests analysieren eine Stuhlprobe, um die Vielfalt und Häufigkeit der verschiedenen Mikroorganismen im Darm zu bestimmen. Die Testergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, welche Bakterien dominieren und welche in geringeren Mengen vorhanden sind. Oft werden diese Ergebnisse dann mit allgemeinen Ernährungsempfehlungen verknüpft.


Wissenschaftliche Grundlage

Während die Forschung der Mikroben im Darm enorme Fortschritte gemacht hat, steckt die Anwendung dieses Wissens in der Praxis noch in den Kinderschuhen.

Hier sind einige kritische Punkte:


Individuelle Variabilität:

Das Mikrobiom eines Menschen ist einzigartig und kann durch zahlreiche Faktoren wie Ernährung, Lebensstil, Umwelt und Genetik beeinflusst werden. Es gibt keine "ideale" Mikrobiom-Zusammensetzung, die für alle Menschen gilt. Die Zusammensetzung von Mensch zu Mensch ist unterschiedlich. Diese einzigartige Zusammensetzung macht das Mikrobiom zu einer Art "biologischem Fingerabdruck", der von Person zu Person variieren kann.


Momentaufnahme:

Mikrobiom-Tests bieten lediglich eine Momentaufnahme und können stark variieren. Die Zusammensetzung des Mikrobioms kann sich sogar im Laufe eines Tages ändern, abhängig von der letzten Mahlzeit, körperlicher Aktivität und anderen kurzfristigen Einflüssen.


Fehlende Standardisierung:

Der Markt für Mikrobiom-Tests ist weitgehend unreguliert. Unterschiedliche Anbieter nutzen verschiedene Methoden zur Analyse und Interpretation der Daten, was zu inkonsistenten und oft unzuverlässigen Ergebnissen führt.



Evidenzbasierte Empfehlungen:

Viele der Empfehlungen, die auf den Ergebnissen von Mikrobiom-Tests basieren, sind nicht ausreichend durch wissenschaftliche Studien untermauert. Die Wissenschaft hat zwar gezeigt, dass das Mikrobiom wichtig ist, aber wir verstehen noch nicht vollständig, wie spezifische Veränderungen in der Zusammensetzung direkt durch bestimmte diätetische Maßnahmen beeinflusst werden können.


Anstatt Geld für teure Mikrobiom-Tests auszugeben, gibt es sinnvollere Ansätze, um die Gesundheit des Mikrobioms zu fördern. Eine pflanzenbasierte Ernährung bildet die Grundlage, da sie reich an Präbiotika ist und viele Ballaststoffe enthält. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sind besonders wertvoll. Besonders gut für das Mikrobiom sind Knoblauch, Zwiebeln, Spargel und Bananen. Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut und Kimchi sollten ebenfalls auf dem Speiseplan stehen, da sie lebende Bakterien enthalten, die das Mikrobiom positiv beeinflussen können.


Fazit


Das Mikrobiom ist ein zentrales Element unserer Gesundheit, das weit über die Verdauung hinausgeht. Durch eine bewusste, nicht einseitige Ernährung und einen gesunden Lebensstil können wir aktiv Einfluss auf unser Mikrobiom nehmen und so unser Wohlbefinden fördern. Die Forschung wird weiterhin spannende neue Erkenntnisse liefern, die unser Verständnis und unsere Möglichkeiten im Umgang mit dem Mikrobiom erweitern werden.


Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du dein Mikrobiom gezielt unterstützen und deine Gesundheit verbessern kannst? Dann vereinbare jetzt ein persönliches Beratungsgespräch mit mir!

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